Verein zur Förderung der privat betriebenen Datenkommunikation SaxNet e. V. Dresden



Vereinsgeschichte

Die Idee

Ganz am Anfang der Vereinsgeschichte stand einfach nur das Bedürfnis einiger Leute in und um Dresden, einen preisgünstigen Internet-Zugang bekommen zu können. Das waren Leute, die beruflich schon einen (zu der Zeit noch verflixt teuren) Internet-Zugang hatten und privat ebenfalls einen nutzen wollten, die Internet-Nutzung vom Studium her gewohnt waren oder sonst in irgendeiner Weise privat Dienste des Internet nutzen wollten.

Anfangsjahre

Das Solidaritätsmodell des Individual Network e. V. schien dafür der geeignete Weg, da dieser Verein als Dachorganisation vieler regionaler Zugangsknoten Leistungen bei den zwei damaligen, deutschlandweit tätigen Internet-Providern EUnet (später UUnet) und Xlink und dem Betreiber des Wissenschaftsnetz (WIN), dem Deutschen Forschungsnetz e. V. einkauft. Einige der Interessenten waren an der Technischen Universität Dresden beschäftigt oder studierten dort, die TU war über das WIN ans Internet angeschlossen und all das ergab, daß es wohl günstig wäre, Zugangs- und Einwahltechnik an der TU aufzustellen.

Als alles das einigermaßen klar war, stellte sich die Frage nach einer Organisationsform, die die Rechte und Pflichten aus den ganzen angedachten Aktivitäten gegenüber allen Beteiligten vertritt. Andere hatten dieses Problem durch eine Vereinsgründung gelöst und nach einigen tiefen Blicken ins Vereinsrecht gab es einen Satzungsentwurf, eine Beitragsordnung und den Bedarf an mindestens sieben Gründungsmitgliedern, um die notwendige Eintragung ins Vereinsregister durchführen zu können.

Vereinsgründung am 23. Juli 1993

An diesem denkwürdigen Tag :-) trafen sich die acht Gründungsmitglieder im Terminalraum der Informatik der TU Dresden und die allererste Satzung wurde von den Anwesenden unterschrieben. Damit ging der lange Weg durch die Behörden los: Der Vorstand mußte beim Notar die Eintragung ins Vereinsregister beantragen, dem Vereinsregister gefiel der Name (man wollte "SaxNet e. V.") nicht, der Name mußte geändert werden (deshalb hat der Verein jetzt den "aussagekräftigeren" (Bandwurm-) Namen) und so weiter.

Fallstricke, Haken und Ösen

Nebenbei war für die geplante Bereitstellung von Internet-Diensten etwas Technik notwendig. Die war teuer, dafür brauchte man Geld und das hatte keiner der Gründer im Überschuß.

Der erste eigene Server für die Domain sax.de war deshalb eine von der TU bereitwillig zur Verfügung gestellte MicroVax 2000 (eine sogenannte "Henkel-Vax", wegen Ihres Tragegriffs) der Digital Equipment Corporation (DEC) mit dem Betriebssystem Ultrix, einem Ethernet-Anschluß, einem Anschluß für eine serielle Konsole und einem einzigen Anschluß, der für ein Modem geeignet war (Hardware-Handshaking über RTS/CTS), und das nur mit 9.600 Bit/s. Die Maschine hatte ungefähr die Rechenleistung eines PCs mit einem 386SX-16-Prozessor, eine 160-MByte-Festplatte und verdammt wenig RAM. Trotzdem versorgte sie noch eine ganze Weile per UUCP die angeschlossenen Sites in der Domain mit Mails und News - Dienste wie FTP waren lokal auf dem Rechner nutzbar und das Ergebnis konnte mensch sich per UUCP nach Hause holen. Da Ulf Kieber zu der Zeit gerade Newsadministrator an der TU und einer der wesentlichen SaxNet-Administratoren war, kamen die News noch aus dem TU-eigenen Newsserver direkt als komprimierte Batches zum SaxNet, an einen eigenen Newsserver war noch nicht zu denken. Das allererste Modem war eine Spende des Arbeitgebers eines der ersten Mitglieder.

Irgendwann begannen die Mails und News ständig aus den Ritzen und Schlitzen im Gehäuse der Henkel-Vax nach draußen zu tropfen, die Platte war ausnahmslos voll und mangels genug RAM beschäftigte sich die Maschine damit, Prozesse auf der Festplatte aus- und einzulagern, dabei ging die Leistung natürlich endgültig in die Knie.

Ein neuer Backbone-Rechner mußte her!

Auf dem Vereinskonto sammelten sich Beitragsüberschüsse, noch vor einem benutzbaren Linux gab es mit FreeBSD ein kostenlos verfügbares und brauchbares Unix-Betriebssystem für Intel-386-basierte Personal Computer und so war beizeiten die Entscheidung gefallen, einen solchen als Backbone-Rechner zu verwenden. Die Wahl viel auf einen PC mit 486DX40-CPU mit Adaptec AHA-1542B SCSI-Hostadapter und SCSI-Festplatte, blanker Luxus für die Zeit. Diese Machine wurde der erste eigene sax.sax.de und war als PC mit allen Ecken und Kanten immerhin mit vier seriellen Schnittstellen ausgerüstet - jeweils mit I/O-Adresse und IRQ, die fünfte hat Jörg Wunsch noch von Hand umgelötet... Das ganze war schon damals im Big-Tower-Gehäuse untergebracht, welches noch viele Jahre seinen Dienst tat.

Diese Maschine wurde nun nach und nach aufgerüstet, mal mehr Plattenspeicher, mal ein Bandlaufwerk, später ein neues Motherboard mit PCI-SCSI-Hostadaptern, einer 16-Port-seriell-Karte und mehr.

Die nächste wirklich große Anschaffung war der SaxNet-Newsserver orion.sax.de. Diese Maschine brauchte viel Speicherplatz und viel, viel Leistung. Der Rechner wurde ungefähr 1996 angeschafft, ein Pentium-133 mit wahnsinnigen 128 MByte RAM (für die Zeit unglaublich viel!), zwei SCSI-Hostadaptern (NCR, PCI) und drei Festplatten (eine 540-MByte-Platte aus sax.sax.de, einer 2-GB-Festplatte für news history und Programme und einer ebenfalls wahnsinnig großen 9-GByte-Platte (5.25" , volle Bauhöhe!) - diese Ausstattung lief bis Juli 2004.

Umstellung auf einen Rackmount-Server

Die Mitgliederversammlung im Jahr 2002 faßte den Beschluß, die Technik des Vereins zu modernisieren. Ins Auge gefaßt wurde die Anschaffung eines 19-Zoll-Rackmount-Servers mit SCSI-Hotswap-Festplatten (2 Stück als Grundausstattung, um eine Spiegelung aller wichtigen Dateisysteme zu ermöglichen) sowie redundanter Stromversorgung. Die Beschaffung erfolgte im August 2002, kurz vor dem berüchtigten Jahrhunderthochwasser in Sachsen, das das Objekt in der Hans-Grundig-Straße infolge Überflutung des Kellers für knapp 2 Wochen außer Betrieb genommen hat.

Aufgrund verschiedener Verzögerungen erfolgte eine Inbetriebnahme des neuen Servers erst Ende 2003 unter dem Arbeitstitel august.sax.de, die endgültige Umstellung aller Dienste erfolgte dann anläßlich eines Dienstausfalls der alten sax.sax.de am 26. Juli 2004. Da der neue Server keine ISA-Slots mehr besitzt und daher die alte Boca2016 16-Port-Karte nicht mehr nutzbar war, zugleich die Nachfrage nach der Modem-Einwahl gegenüber den Anfangszeiten ohnehin drastisch gesunken war, wurde nunmehr eine 8-Port-PCI-Karte angeschafft, so daß nur noch 7 Modems in Betrieb sind (der 8. Port wird für die APC SmartUPS benötigt). Der News-Dienst wurde mit der Abschaltung der Newsfeeds der TU Dresden im Dezember 2003 ebenfalls nicht mehr weiterbetrieben, da wir einen eigenen full feed gegenüber dem DFN-Verein hätten aufnehmen müssen. Der noch verbleibende DNS-Dienst des ehemaligen orion.sax.de lief danach in einem virtuellen Server (einem sogenannten jail) auf sax.sax.de.

"Neuzeit"

Nach Auflösung des IN war SaxNet noch eine Weile selbst Mitglied im DFN, bis die TU Dresden sich nicht mehr in der Lage sah, uns weiterhin zu beheimaten.

Das ursprüngliche Ziel des Vereins, die Bereitstellung eines Internetzugangs für Privatpersonen, ist mittlerweile Realität geworden, kommerzielle Internetzugänge werden von vielen Anbietern mit immer weiter steigenden Datenraten angeboten. Die verbliebenen Mitglieder im Verein eint daher einerseits das Interesse, "ihre" historische Domain sax.de weiter zu benutzen, andererseits die Möglichkeit, sehr individuelle Internet-Dienstleistungen im Rahmen des Vereins zu nutzen, die große Dienstleister in dieser Form nicht anbieten.

Nach dem Weggang von der TU Dresden und damit aus dem DFN-Verein wechselten wir im Jahr 2007 mit unseren Servern zur Firma Schlittermann. Deren Geschäftsführer Heiko Schlittermann war in den Anfangsjahren selbst eine Weile Vereinsmitglied und betrieb nunmehr 19"-Racks in einem Datacenter des Dresdner Telefonanbieters DDkom. (Kurz darauf wurde DDkom von Versatel aufgekauft.) Auch dort gab es anfangs noch Einwahltechnik auf ISDN- und Analogbasis, die über einen eigenen Telefonanschluss realisiert worden war. Dieser Anschluss wurde dann irgendwann gekündigt, nachdem ihn kein Vereinsmitglied mehr genutzt hat.

Abrax und Brabax, 2015

2014/2015 wurden der alte Rackmount-Server abgelöst durch zwei Dell R300, die ein Vereinsmitglied aus einer Verschrottung beschaffen konnte. Damit einher ging ein grundlegender Architekturwechsel zu einem Modell, bei dem der eigentliche Server nur noch den Hypervisor bildet, auf dem dann beliebig Virtuelle Maschinen (VMs) laufen können. Der alte FreeBSD-basierte sax.sax.de migrierte auf diese Weise in eine der virtuellen Maschinen, um allmählich durch alfred.sax.de abgelöst zu werden.

Ende 2019 beendete Heiko Schlittermann seine Zusammenarbeit mit Versatel (die mit 1&1 Internet Telecommunication SE fusioniert hatten), sodass wir unsere Netzanbindung bei ihm aufgeben mussten. Da es keinen schnellen geordneten Übergang auf einen alternativen lokalen Provider gab, wurden die virtuellen Maschinen zwischenzeitlich auf einen Mietserver bei der Hetzner Online GmbH migriert, um so einen möglichst reibungslosen Übergang zu ermöglichen. Parallel erfolgten Gespräche mit der DSI GmbH, einer kleinen Dresdner (und Chemnitzer) Firma, die im gleichen Datacenter wie seinerzeit Versatel Rackspace vermietet. DSI hat unser Ansinnen, mit dem begrenzten Budget eines kleinen Vereins dort einen Server zu betreiben, sehr positiv aufgenommen, sodass wir im Januar 2020 unseren neuen Server dort in Betrieb nehmen konnten. Die Zwangspause wurde dabei genutzt, die verwendete Servertechnik erneut zu aktualisieren, sodass sie einerseits leistungsfähiger und andererseits energiesparender betrieben werden kann.